
Wasserdruck spielerisch verstehen: Warum tun die Ohren beim Tauchen weh?
Wasserdruck spielerisch verstehen: Warum tun die Ohren beim Tauchen weh?
Sobald Kinder abtauchen, drückt das Wasser spürbar aufs Ohr. Steigt der Druck im Gehörgang schneller als der Luftdruck im Mittelohr, zieht das Trommelfell nach innen – das tut weh. Weil die eustachische Röhre bei Kindern noch eng arbeitet, braucht der Druckausgleich etwas Training. Schon in zwei Metern Tiefe ist der Wasserdruck hoch genug, um dieses Ziehen auszulösen. Die wichtigste Regel bleibt deshalb: Schmerz ist ein Stoppsignal. Kurz auftauchen, ruhig atmen, erneut versuchen – nie gegen den Schmerz weiter hinunterziehen.
Druck sichtbar machen – Experimente, die Kinder lieben
Luftballon unter Wasser: Ein halb aufgeblasener Ballon wird in der Wanne sichtbar kleiner. So sehen Kinder, wie Wasser „quetscht“ – genau wie am Trommelfell.
Umgedrehter Becher: Ein Glas kopfüber ins Wasser drücken. Die Luft will herausblubbern, damit sich der Druck ausgleicht – wie die Luft, die durch die eustachische Röhre ins Mittelohr muss.
Schluck-Training: Mit einem Schraubdeckel zwischen den Zähnen schlucken oder gähnen üben. Die Bewegung öffnet später im Wasser automatisch die eustachische Röhre.
Zum Einordnen hilft ein Blick auf die kindgerecht erklärten Druckgrundlagen der NOAA: Pro zehn Meter Tiefe steigt der Druck um ein bar – für Kinder sind schon wenige Meter „viel Druck“.
Sanfter Druckausgleich Schritt für Schritt
Vor dem Abtauchen: Nase frei? Kein Tauchen bei Erkältung oder Allergieschub. Danach Trockenübungen: Schlucken, gähnen, Zunge an den Gaumen drücken, als würde man einen Kaugummi kneten. Erkläre das „Feder-Pusten“: Nase sanft zuhalten, Mund schließen und nur ganz leicht gegen die Nase pusten – kein Kraftakt.
Im Wasser: Langsam absteigen, alle 30 bis 50 Zentimeter kurz stoppen. Sobald Druck spürbar wird, schlucken, gähnen oder das sanfte Pusten anwenden. Gelingt der Ausgleich nicht sofort, ein Stück auftreiben lassen und entspannt neu ansetzen. Ruhige Atemzüge helfen, weil Anspannung die Muskeln im Rachen verengt.
Nach dem Tauchen: Leichtes Druckgefühl darf nach Minuten verschwinden. Bleiben Schmerzen, Ohrgeräusche oder Schwindel, geht es zur Kinderärztin. Patient:inneninformationen des NHS und des Divers Alert Network betonen genau diese sanfte Vorgehensweise.
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Wer spielerisch tiefer eintauchen möchte, findet sichere Übungsideen in unseren Tauchübungen unter swimy.de/tauchen und im strukturierten 10-Wochen-Plan.
Typische Fehler und klare Abbruchsignale
Zu schnell absteigen: Der Druck kommt schneller als der Ausgleich. Besser wie auf einer Treppe hinuntergleiten.
Hartes Pressen: „Je stärker, desto besser“ ist falsch. Sanft und häufig funktioniert, kräftiges Pressen kann sogar verletzen.
Tauchen bei Schnupfen: Zugeschwollene Röhren blockieren – das Risiko für Barotrauma steigt drastisch. Lieber eine Pause einplanen.
Ohrstöpsel im Tiefwasser: Feste Stöpsel schotten den Gehörgang ab, Luft kann nicht entweichen. Sie eignen sich nicht fürs Tauchen.
Sofort auftauchen, wenn stechende Schmerzen, Schwindel oder Ohrgeräusche auftreten oder wenn der Ausgleich trotz mehrerer Pausen nicht klappt. Bei anhaltenden Beschwerden liefert Johns Hopkins Medicine verständliche Hinweise zu möglichen Druckverletzungen.
Elternfragen aus der Praxis
Ab welchem Alter klappt das? Viele Kinder können bewussten Druckausgleich ab dem Grundschulalter. Entscheidend sind Übung, Ruhe und Nasenfreiheit – Tiefe ist kein Ziel, sondern eine Option.
Hilft Kaugummi im Flugzeug? Ja. Kauen, Schlucken, Trinken oder ein Schnuller öffnen die eustachische Röhre – Empfehlungen, die auch der NHS gibt.
Nasenspray vor dem Tauchen? Nur nach ärztlicher Absprache und nie dauerhaft. Besser tauchfreie Tage bei verstopfter Nase.
Wie tief ist „okay“? Flach macht schlau: Lieber häufig üben und bei zwei bis drei Metern bleiben, statt Tiefe zu „sammeln“. Die NOAA zeigt, wie schnell der Druck zunimmt.
Nach Ohrentzündungen? Erst vollständig auskurieren und eine Freigabe holen. Bei Röhrchen entscheidet die HNO-Ärztin individuell.
Merkzettel für entspannte Tauchabenteuer
- Sanft, früh und häufig ausgleichen – nie gegen Schmerzen tauchen.
- Niemals mit verstopfter Nase oder Ohrbeschwerden abtauchen.
- Warnsignale (Schmerz, Schwindel, Hörveränderung) bedeuten sofort auftauchen und ärztlich checken lassen.
Speichere dir den Merkzettel, übe die Experimente zu Hause und plane eure nächste Spielrunde im flachen Wasser. Mit Wissen, Ruhe und den richtigen Routinen bleibt Tauchen für Kinderohren sicher – und macht jede Menge Spaß.
