Brust oder Kraul? Welche Schwimmtechnik sollten Kinder zuerst lernen?

von
Sandro Leugger
,
October 8, 2025

Brust oder Kraul: Welche Schwimmtechnik sollten Kinder zuerst lernen?

Die kurze Antwort für Eltern

Die meisten Kinder profitieren davon, Kraulschwimmen (plus Rücken) zuerst zu lernen – und Brust erst später sauber aufzubauen. Der Grund: Der Kraul-Beinschlag ist motorisch einfacher, die Wasserlage wird schneller stabil, und die Atmung lässt sich spielerisch schrittweise einführen. Brustschwimmen verlangt eine komplexe Timing-Koordination von Armen, Atmung und „Frosch“-Beinschlag; wenn Kinder es zu früh „irgendwie“ üben, schleichen sich hartnäckige Fehlmuster ein (z. B. Kopf daueraus dem Wasser, Kniestoß nach vorne), die später mühsam korrigiert werden müssen.

Als Vater und Schwimmtrainer habe ich über Jahre gesehen: Kinder, die mit Kraulbeinen, Gleiten und Rücken beginnen, fühlen sich früher sicher, schwimmen entspannter und bestehen ihr Seepferdchen souveräner – ohne sich falsche Brustgewohnheiten anzugewöhnen.

Warum Kraul (und Rücken) meist der bessere Start ist

  • Stabilere Wasserlage: Kraul- und Rückenbeine bringen den Körper in die Strecklage. Kinder spüren schneller, wie „Gleiten“ funktioniert – ein Schlüsselgefühl beim Schwimmenlernen.
  • Einfachere Motorik: Der Wechselbeinschlag ist für viele Kinder ab ca. 5 Jahren intuitiver als der symmetrische Brustbeinschlag mit Hüft‑Außenrotation.
  • Atmung schrittweise: Beim Kraulen kann die Atmung über „Blubbern“ ins Wasser und kurze Seitenatmung in Minischritten eingeführt werden. Auf dem Rücken entfällt die Atembarriere vollständig – perfekt bei anfänglicher Gesichts‑ins‑Wasser‑Skepsis.
  • Gesünder für Nacken und Knie: Das verbreitete „Kopf‑über‑Wasser‑Brust“ belastet Nacken und fördert fehlerhafte Beinschläge. Kraul in Bauchlage und Rücken schwimmen sind hier freundlicher.

Praxisbeobachtung: In meinen Kursen beschleunigt die Reihenfolge Wassergefühl → Kraulbeine → Rücken → Kraularme mit Atmung die Lernkurve deutlich. Brust folgt dann sauber aufgebaut – und klappt schneller, weil Gleiten, Körperspannung und Ausatmen schon sitzen.

Wann Brust sinnvoll sein kann — und die häufigsten Fehler vermeiden

Brust ist nicht „verboten“. Manche Kinder empfinden die symmetrische Bewegung als natürlich. Gute Zeitpunkte:

  • Wenn Ihr Kind bereits ruhig gleitet, ausatmen kann und Körperspannung hält.
  • Als kurze Abwechslung im Technikmix (z. B. Brustarme mit Brett + Kraulbeine).

Achten Sie dabei auf:

  • Kein Kopf-hoch-Dauerschwimmen: Kopf soll rhythmisch eintauchen; Ausatmen unter Wasser, Einatmen kurz beim Anheben.
  • Kein „Kniestich“ nach vorne: Die Fersen ziehen zum Gesäß, Knie bleiben relativ schmal; Druck kommt aus Hüfte/Oberschenkel, nicht aus einem scharfen Kniekick.
  • Gleitmoment betonen: Nach jedem Zug/Beinschlag kurz strecken. Das reduziert Hektik und erhöht Effizienz.

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Wenn Ihr Kind Angst vor dem Gesicht im Wasser hat, gehen Sie nicht auf Kopf-hoch-Brust aus. Besser: Rückenlage üben (Sicherheit) und spielerisch ans Ausatmen ins Wasser heranführen. So vermeiden Sie späteres Umlernen.

Schritt-für-Schritt-Plan: So lernt Ihr Kind sicher und mit Spaß

Woche 1–2: Wassergewöhnung und Basis

  • Spiele mit Spritzen, Blubbern, Ausatmen ins Wasser (3–5 Sekunden).
  • Schweben/Gleiten in Bauch- und Rückenlage, Abstoßen vom Beckenrand.
  • Kraulbeine mit Brett: kleine, schnelle Schläge aus der Hüfte, Füße locker.

Woche 3–4: Rücken festigen, Kraul vorbereiten

  • Rückenbeine mit und ohne Brett, Balance halten, Blick zur Decke.
  • Rückenarme im Wechsel: ein Arm zieht, der andere ruht gestreckt; weiches Tempo.
  • Kraularme einzeln üben (Einarmig mit Brett), Ausatmen unter Wasser automatisieren.

Woche 5–6: Kraul komplett, Atmung integrieren

  • 6er-Beinschlag pro Armzug als Rhythmusgefühl (nicht starr zählen, nur Gefühl).
  • Seitenatmung: Ausatmen ins Wasser, Einatmen kurz bei seitlicher Kopfrotation, ein Auge bleibt „im Wasser“.
  • Kurze Strecken (6–12 m) technisch sauber statt „weit um jeden Preis“.

Ab Woche 7: Brust strukturiert starten

  • Isoliert Brustarme am Brett (Zug – Atmen – Gleiten).
  • Isoliert Brustbeine am Poolrand oder mit Pullbuoy (Fersen an Gesäß – Außenrotation – Schließen – Gleiten).
  • Dann erst Kombination, stets mit klarem Gleitmoment.

Mini‑Checks für Eltern:

  • Wasserlage: „Rutscht“ Ihr Kind durchs Wasser oder „sitzt“ es darin?
  • Atmung: Kommt das Einatmen entspannt und kurz, ohne Hektik?
  • Rhythmus: Gibt es ein erkennbares Muster (Schlag – Zug – Gleiten)?

Sicherheit und Altersempfehlungen: Was sagen Fachstellen?

  • Die Weltgesundheitsorganisation betont strukturelle Maßnahmen zur Ertrinkungsprävention und evidenzbasierte Programme. Informationsgrundlagen bietet die Weltgesundheitsorganisation.
  • Die American Academy of Pediatrics rät, Kinder frühzeitig altersgerechten Schwimmunterricht und Wasserkompetenzen erwerben zu lassen (inkl. Sicherheitsregeln, Beaufsichtigung, Rettungsfähigkeiten).
  • In Deutschland engagiert sich die DLRG stark in Schwimmausbildung, Wasserrettung und Aufklärung. Sie setzt Standards, an denen sich Vereine und Kurse orientieren.
  • Praxisnahe Elterninfos zu Bewegung, Gesundheit und Prävention, inklusive Empfehlungen zum sicheren Umgang am und im Wasser, finden Sie bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Diese Institutionen sind sich in einem Punkt einig: Technik ist wichtig – noch wichtiger ist durchgängige, aufmerksame Aufsicht, geeignete Lernumgebungen und das schrittweise Aufbauen von Wasserkompetenz (Schweben, Drehen, Atmen, Eigenrettung).

Fazit und nächste Schritte

  • Für die meisten Kinder ist die Reihenfolge Kraul (und Rücken) vor Brustschwimmen didaktisch überlegen: bessere Wasserlage, einfacher Beinschlag, flexible Atemschulung.
  • Brust früh „irgendwie“ zu schwimmen, fördert Fehlmuster. Bauen Sie Brust später bewusst auf – mit Gleitmoment und sauberer Beinmechanik.
  • Sicherheit bleibt die Basis: Kontinuierliche Aufsicht, kleine Lernschritte, spielerisches Üben und kindgerechte Ziele (z. B. Seepferdchen) sind der beste Weg.

Konkrete To‑dos für Eltern:

  • Buchen Sie einen Kurs, der Wassergewöhnung, Gleiten und Kraul/Rücken priorisiert.
  • Üben Sie 2–3 × pro Woche 10–20 Minuten Technik‑Mini‑Sets: Gleiten, Kraulbeine, Blubbern, kurze Rückenstrecken.
  • Beobachten Sie die Atmung: entspannt ausatmen ins Wasser, kurz einatmen, weitergleiten.
  • Ergänzen Sie Wissen über Wasser­sicherheit über die Seiten der Weltgesundheitsorganisation, der American Academy of Pediatrics, der DLRG und der BZgA.

Wenn Sie heute mit zwei Spielen starten möchten: Wer blubbert länger (ruhiges Ausatmen) und „Rakete“ vom Beckenrand (Gleiten, Körperspannung). In Summe sind das die kleinen Bausteine, aus denen später schönes Kraul – und danach stabiles Brust – entsteht.

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