
Schwimmen und Wachstum: Beeinflusst Schwimmtraining das Wachstum bei Kindern?
Kurzantwort, die Eltern sofort beruhigt: Nein – Schwimmen bremst das Wachstum bei Kindern nicht. Entscheidend für die Körpergröße sind vor allem Genetik, Ernährung, Schlaf und Hormone. Schwimmen ist ein gelenkschonender Ausdauersport, der Koordination, Herz-Kreislauf-Fitness und Lungenvolumen fördert – ohne die Wachstumsfugen zu belasten. Als Elternteil und nebenbei Betreuer einer Vereinsgruppe habe ich über Jahre gesehen: Kinder, die viel schwimmen, wachsen genauso vielfältig wie ihre Altersgenossen – manche schneller, manche später. Jetzt die Details und was Sie konkret beachten sollten.
Was bestimmt das Wachstum wirklich?
- Genetik: Größe der Eltern ist der stärkste Prädiktor.
- Hormone und Pubertätszeitpunkt: Wachstumshormon und IGF‑1 steuern Schübe – die Pubertät startet individuell sehr unterschiedlich.
- Energieverfügbarkeit und Ernährung: Ausreichend Kalorien, Eiweiß, Calcium, Vitamin D.
- Schlaf und Erholung: Im Tiefschlaf werden Wachstumshormone ausgeschüttet.
- Bewegung: Regelmäßige Aktivität unterstützt Knochen und Muskulatur.
Für den Bewegungsumfang empfehlen die Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation – verlässlich zusammengefasst auf der Website der Weltgesundheitsorganisation – täglich mindestens 60 Minuten für Kinder und Jugendliche. Diese Empfehlung finden Sie auf der Homepage der Weltgesundheitsorganisation: Weltgesundheitsorganisation (WHO) (https://www.who.int). Schwimmen passt ideal in dieses Bild: moderat bis intensiv, abwechslungsreich, risikoarm.
Was sagt die Forschung speziell zum Schwimmen?
- Keine Belege, dass Schwimmen die Endgröße verringert: Schwimmerinnen und Schwimmer unterscheiden sich in der finalen Körpergröße nicht systematisch von gleichaltrigen Nicht-Schwimmern. Unterschiede im Team hängen häufiger mit genetischen Faktoren und dem Pubertätszeitpunkt zusammen.
- Knochenbelastung: Schwimmen ist „schwerelos“ – das ist großartig für Gelenke, trainiert aber die Knochen weniger als Sportarten mit Sprüngen/Laufen. Studien zeigen: Kinder, die ausschließlich im Wasser trainieren, haben oft eine normale Knochendichte – sie kann aber niedriger liegen als bei gleich aktiven Kindern in High-Impact-Sportarten. Das ist kein Problem, solange Kinder zusätzlich alltagsnahe Sprung‑/Laufreize bekommen (z. B. Toben auf dem Spielplatz). Für die Einordnung lohnt sich ein Blick auf evidenzbasierte Zusammenfassungen der Cochrane Collaboration: Cochrane (https://www.cochrane.org).
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- Trainingsumfang und Energie: Wachstumsprobleme entstehen nicht durch die Sportart, sondern durch zu hohe Umfänge bei zu wenig Energiezufuhr (Relative Energy Deficiency in Sport, RED‑S). Das gilt für alle Disziplinen. Die American Academy of Pediatrics rät deshalb zu altersgerechtem, spaßorientiertem Training und warnt vor früher Spezialisierung und übertriebenen Umfängen: American Academy of Pediatrics (AAP) (https://www.aap.org).
Aus meiner Praxis: Ein 11‑jähriger wechselte vom intensiven Fußball ins Schwimmtraining, weil die Knie schmerzten. Wir kombinierten 2–3 Wassereinheiten mit kurzen Sprungspielen an Land. Ergebnis nach 6 Monaten: schmerzfrei, fitter, gewachsen – nicht wegen des Schwimmens, sondern weil Belastung, Ernährung und Schlaf endlich zusammenpassten.
Praxis‑Tipps für Eltern: gesundes Schwimmtraining
- Frequenz und Umfang: 2–3 Einheiten pro Woche sind für 6–12‑Jährige völlig ausreichend. Später kann man schrittweise steigern. Faustregel: Jedes zusätzliche Training erst nach 8–12 Wochen stabiler Routine.
- Landtraining ergänzen: 10–15 Minuten spielerische Sprung‑, Balance‑ und Laufspiele (Hampelmänner, Hüpfsäckchen, Fangspiele) vor oder nach dem Wasser – gute Reize für die Knochen.
- Ernährung im Blick: Vor dem Training leicht verdauliche Kohlenhydrate; nach dem Training innerhalb von 60 Minuten eine Kombination aus Eiweiß und Kohlenhydraten, über den Tag genug Calcium/Vitamin D. Grundlegende Informationen finden Sie beim National Institutes of Health (NIH) (https://www.nih.gov).
- Schlaf: 9–11 Stunden (Grundschule) bzw. 8–10 Stunden (Teens). Wachstum braucht Tiefschlaf.
- Vielfalt statt Frühspezialisierung: Neben Schwimmen ruhig mal Klettern, Radfahren, Trampolin, Tanzen – motorische Vielfalt schützt vor Überlastung.
- Warnzeichen ernst nehmen: Anhaltende Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, häufige Infekte, Leistungseinbruch oder ausbleibende Pubertätszeichen sind Gründe, Trainingsumfang und Energiezufuhr zu prüfen und ärztlich abzuklären.
Häufige Fragen von Eltern – kurz beantwortet
„Mein Kind ist kleiner als die Teamkameraden – liegt das am Schwimmen?“ Wahrscheinlich nicht. Kinder starten die Pubertät sehr unterschiedlich. Wer später „einschießt“, wirkt kurzfristig kleiner und holt später auf. Bei Unsicherheit Wachstumskurve mit der Kinderärztin besprechen.
„Macht Chlor das Kind krank?“ Moderne Bäder überwachen die Wasserqualität streng. Bei empfindlichen Atemwegen hilft: gute Lüftung, nach dem Training duschen, Badekappe/Brille nutzen, Pausen bei Atemwegsinfekten.
„Wie viel ist zu viel?“ Mehr ist nicht automatisch besser. Richtwert: Pro Trainingsjahr maximal eine zusätzliche Einheit – und nur, wenn Erholung, Schule, Freunde und Spaß nicht leiden.
„Wird man vom Schwimmen groß?“ Schwimmen „macht“ nicht groß – es wählen aber oft größere Kinder leistungsorientiertes Schwimmen, weil Hebelverhältnisse im Wasser günstig sind. Ursache (Genetik) und Auswahl (Sport) werden hier gern verwechselt.
„Was ist mit Leistungssport?“ Auch im Leistungsschwimmen gilt: altersgerechter Aufbau, Periodisierung, medizinische Begleitung, ausreichende Energiezufuhr. Seriöse Vereine arbeiten nach sportmedizinischen Standards. Orientierung geben u. a. die Weltgesundheitsorganisation (WHO) (https://www.who.int) und die American Academy of Pediatrics (AAP) (https://www.aap.org).
Fazit
- Schwimmtraining hemmt das Wachstum bei Kindern nicht.
- Wachstum ist vor allem genetisch und hormonell gesteuert; Ernährung, Schlaf und ausgewogene Bewegung schaffen die Grundlagen.
- Weil Schwimmen die Knochen weniger „stößt“, sind kurze, spielerische Sprung‑ und Laufreize an Land eine sinnvolle Ergänzung.
- Probleme entstehen eher durch zu hohe Umfänge bei zu wenig Energie – sportartübergreifend. Achten Sie auf Warnzeichen und holen Sie sich frühzeitig Rat.
Nächster Schritt: Prüfen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, ob Training, Schule, Freunde, Essen und Schlaf gerade in Balance sind. Holen Sie sich bei Bedarf medizinische Einschätzung (Wachstumskurve, Pubertätsstatus) und nutzen Sie verlässliche Informationsquellen wie die Weltgesundheitsorganisation (https://www.who.int), die American Academy of Pediatrics (https://www.aap.org), die Cochrane Collaboration (https://www.cochrane.org) und das National Institutes of Health (https://www.nih.gov). Wichtigster Tipp zum Schluss: Halten Sie den Spaß am Wasser lebendig – Kinder, die gerne trainieren, bleiben langfristig gesund aktiv.