Säuglingsreanimation (BLS): Was Eltern vor dem Kurs wirklich wissen müssen

von
Lukas Biegler
,
October 5, 2025

Säuglingsreanimation (BLS): Was Eltern vor dem Kurs wirklich wissen müssen

Wenn du nur 60 Sekunden hättest, um deinem Baby das Leben zu retten: Würdest du wissen, was zu tun ist? Genau diese Minute entscheidet. Hier ist das Wichtigste, komprimiert und praxisnah – damit du im Kurs nicht bei null startest, sondern mit Selbstvertrauen reingehst.

Die 5 Dinge, die im Notfall den Unterschied machen

Erstens: Fünf Anfangsbeatmungen. Bei Säuglingen (unter 1 Jahr) ist Atemversagen oft die Ursache – die ersten 5 Atemspenden sind entscheidend. Zweitens: Herzdruckmassage mit 100–120/min, ein Drittel Brustkorbtiefe (ca. 4 cm). Drittens: Verhältnis 30:2, wenn du allein bist; bei zwei geschulten Helfenden 15:2. Viertens: Notruf 112 – wenn du allein bist, erst ca. 1 Minute reanimieren, dann telefonieren (Lautsprecher nutzen). Fünftens: AED darf auch bei Säuglingen verwendet werden – ideal mit Kinder-Elektroden, notfalls mit Erwachsenenelektroden in vorn/hinten-Position. Diese Grundsätze findest du in den Leitlinien renommierter Fachgesellschaften wie dem European Resuscitation Council und der American Heart Association, die über die internationale Konsensusarbeit von ILCOR harmonisiert werden. Mehr Hintergründe findest du auf den Homepages von European Resuscitation Council, American Heart Association und ILCOR.

Schritt-für-Schritt: So läuft BLS beim Säugling ab

  • Lage prüfen und Sicherheit: Baby ansprechen, sanft am Fußsohlenrand stimulieren. Keine Reaktion? Hilfe rufen, wenn jemand in der Nähe ist.
  • Atemkontrolle (max. 10 Sekunden): Brustkorb-Bewegung, Hören/Fühlen der Atmung. Schnappatmung zählt als „nicht normal“.
  • Atemweg öffnen: Kopf in Neutralposition (leichtes „Schnüffeln“), Kinn anheben.
  • Fünf Anfangsbeatmungen: Mund über Mund UND Nase legen, jede Beatmung ca. 1 Sekunde, sichtbares Heben des Brustkorbs. Gelingt das nicht, Position korrigieren, vorsichtig beatmen (nicht zu kräftig).
  • Keine normale Atmung? Starte Herzdruckmassage: Untere Hälfte des Brustbeins, auf Höhe der Brustwarzenlinie.
  • Allein: Zwei-Finger-Technik, 30 Kompressionen, dann 2 Beatmungen (30:2).
  • Zu zweit (geschult): Zwei-Daumen-Umfassen, 15:2.
  • Frequenz/Tiefe: 100–120/min, ein Drittel Brustkorbtiefe (ca. 4 cm), vollständiges Entlasten nach jeder Kompression.
  • Notruf 112: Wenn du allein bist, reanimiere etwa 1 Minute (ca. 5 Zyklen), dann rufe 112 – am besten per Lautsprecher, um weiterzumachen.
  • AED: Wenn verfügbar, einschalten, Anweisungen folgen. Kinder-Elektroden bevorzugen, sonst Erwachsenenelektroden anbringen (vorne/hinten), Überlappung vermeiden.
  • Weitermachen, bis das Baby normal atmet, sich bewegt oder professionelle Hilfe übernimmt.

Diese Abläufe decken sich mit den evidenzbasierten Empfehlungen großer Organisationen wie dem Deutscher Rat für Wiederbelebung, dem European Resuscitation Council und der American Heart Association, die du über ihre Startseiten erreichst: Deutscher Rat für Wiederbelebung, European Resuscitation Council, American Heart Association.

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Häufige Elternfragen – evidenzbasiert beantwortet

  • Beatmen trotz Erkältung? Ja. Bei Säuglingen ist die Beatmung essenziell. Nutze ein Beatmungstuch, wenn vorhanden.
  • Bauchlage beim AED? Nein. Für die Elektroden braucht es eine freie Brustkorbfläche. Bei sehr kleinen Thoraxflächen: fronto-dorsal kleben (vorne/hinten).
  • Wie erkenne ich Erstickung? Plötzlicher Hustenstillstand, leiser oder fehlender Husten, stille Einziehungen, ggf. Blauverfärbung. Baby ist aber ansprechbar? Dann 5 kräftige Rückenstöße zwischen die Schulterblätter, gefolgt von 5 Brustkorbkompressionen wie bei der Reanimation (Wechsel bis zur Besserung). Keine Bauchstöße (Heimlich-Manöver) bei Säuglingen. Wird das Baby bewusstlos: mit CPR beginnen; vor den Beatmungen in den Mund schauen und sichtbare Fremdkörper entfernen (nicht blind wischen).
  • Wie stark drücken? Etwa ein Drittel der Brustkorbtiefe. Mehr schadet – zu wenig hilft nicht.
  • Wann aufhören? Wenn das Baby wieder normal atmet/reaktiv ist oder Profis übernehmen. Erschöpfungswechsel zu zweit frühzeitig einplanen (alle 2 Minuten).
  • Wer bildet seriös aus? In Deutschland zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst und ASB. Für Leitlinien-Qualität steht der Deutscher Rat für Wiederbelebung als Teil der europäischen und internationalen Fachcommunity.

Praxis-Tipps aus Erfahrung

Als Erste-Hilfe-Trainerin und zweifache Mutter habe ich eine Regel: 60-Sekunden-Drill. Stell dir den Ablauf vor, laut mitsprechen: „Ansprechen – Atmen – 5 Beatmungen – 30:2 – Notruf – weiter…“. Ein paar Minuten mentales Training pro Monat senken die Hemmschwelle enorm.

  • Metronom nutzen: 110 bpm auf dem Handy hilft beim Takt.
  • Üben mit Puppe/Teddy: Handposition, Kopfhaltung, Mundschluss – Muskelgedächtnis aufbauen.
  • Notfallkarte ans Handy: Reihenfolge, 112, Adresse.
  • Zuhause „AED-Check“: Gibt es im Umfeld einen AED (Supermarkt, Sporthalle)? Viele Geräte sind öffentlich.
  • Kurs realistisch wählen: Elternkurse mit Säuglingsschwerpunkt, inkl. Erstickungsmanagement. Anbieter: Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter, Malteser; Leitlinienhintergrund: Deutscher Rat für Wiederbelebung, European Resuscitation Council, ILCOR.

Vorbereitung auf den Kurs: Quick-Checklist

  • Termin buchen bei seriösem Anbieter (z. B. Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser; Leitlinieninfos: Deutscher Rat für Wiederbelebung).
  • Bequeme Kleidung für praktisches Üben.
  • Fragen notieren: Beatmung, Kopfposition, Erstickungsnotfälle, AED bei Säuglingen.
  • Metronom-App installieren (100–120 bpm).
  • Notfallnummern speichern und ICE-Kontakt pflegen.
  • Nach dem Kurs Wiederholung einplanen (alle 3–6 Monate kurz „auffrischen“).

Weiterführende Ressourcen und nächste Schritte

  • Für Leitlinien und Kursstandards: European Resuscitation Council, American Heart Association, ILCOR.
  • Für Kurse und lokale Angebote: Deutsches Rotes Kreuz.
  • Nationale Fachgesellschaft: Deutscher Rat für Wiederbelebung.

Kurzfazit: Für Säuglinge kommt es auf die fünf Anfangsbeatmungen, die korrekte Herzdruckmassage (100–120/min, ein Drittel Tiefe), das passende Verhältnis (allein 30:2, zu zweit 15:2), den rechtzeitigen Notruf und den sicheren Umgang mit dem AED an. Übe den 60-Sekunden-Drill, buche deinen Elternkurs und richte dir heute eine kleine Checkliste am Handy ein. Dein Baby braucht im Notfall keinen Perfektionismus – es braucht, dass du anfängst.

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