
Legionellen: Was Eltern jetzt wirklich wissen müssen
Legionellen: Was Eltern jetzt wirklich wissen müssen
Wenn du dich fragst, ob das Duschen dein Kind krank machen kann, ist das die richtige Frage. Legionellen werden über feinste Wassertröpfchen (Aerosole) eingeatmet – typischerweise unter der Dusche, in Whirlpools oder aus Luftbefeuchtern. Schlucken von Wasser ist in der Regel unproblematisch. Gefährlich wird es, wenn sich die Bakterien bei 25–45 °C stark vermehren. Gute Nachricht: Mit wenigen Gewohnheiten lässt sich das Risiko zu Hause deutlich senken.
Die 5 häufigsten Fragen – kurz beantwortet
- Wie gefährlich sind Legionellen für Kinder? Für gesunde Kinder ist das Risiko gering. Schwerwiegende Erkrankungen (Legionärskrankheit) betreffen vor allem Ältere, Raucher und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Infos und Einordnung bieten das Robert Koch-Institut (Robert Koch-Institut) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
- Wo lauern die Keime? In Warmwasserleitungen, Duschköpfen, Luftbefeuchtern, Whirlpools, Duschen in Sport- oder Schwimmhallen – vor allem nach Standzeiten. Auch das Europäische Zentrum für Krankheitsprävention (ECDC) warnt besonders vor stagnierendem warmem Wasser.
- Welche Temperatur ist „sicher“? Warmwasserspeicher sollten auf mindestens 60 °C eingestellt sein, die Zirkulation auf ca. 55 °C – ohne dich und deine Kinder zu verbrühen. Am Auslass schützt ein thermostatischer Mischer. Technische Grundlagen zum Trinkwasser liefert das Umweltbundesamt (Umweltbundesamt).
- Wie merke ich eine Infektion? Legionärskrankheit: hohes Fieber, Husten, Atemnot, Kopfschmerzen, oft Magen-Darm-Beschwerden. Pontiac-Fieber: grippeähnlich, mild, meist ohne Lungenentzündung. Bei Verdacht: ärztlich abklären. Hinweise zur Versorgung findest du beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und den US‑Gesundheitsbehörden (CDC).
- Muss ich mein Einfamilienhaus testen lassen? In Deutschland sind regelmäßige Legionellenprüfungen vor allem für große Anlagen/vielmieterrelevante Gebäude Pflicht. In Einfamilienhäusern ist Prävention (Temperaturen, Spülen, Reinigen) der entscheidende Hebel. Branchenregeln liefert der DVGW (DVGW).
Konkrete Maßnahmen im Familienalltag
Aus eigener Eltern-Praxis: Nach zwei Urlaubswochen lasse ich zuerst das Warmwasser aufdrehen und die Dusche 3–5 Minuten laufen – Badezimmertür zu, Fenster auf, niemand im Raum. Erst danach kommt unser Kind ins Bad. Dieser Rhythmus ist simpel und wirksam.
- Warmwasser richtig einstellen: Speicher ≥ 60 °C, Zirkulation ca. 55 °C. Verbrennungsschutz am Auslass (thermostatische Mischarmatur), damit Kinderhände sicher sind.
- Nach Standzeiten spülen: Nach Urlaub, Wochenend-Abwesenheit oder in selten genutzten Bädern erst fließen lassen (kalt 1–2 Minuten, warm 3–5 Minuten). Duschbrause in die Wanne legen, Raum lüften – so minimierst du Aerosole.
- Duschköpfe entkalken: 1× monatlich entkalken (z. B. Essiglösung) und Siebeinsätze reinigen. Kalk = Nährboden + Biofilm.
- Luftbefeuchter, Vernebler, Inhalationsgeräte: Niemals Leitungswasser verwenden. Nur sterile/ destillierte Flüssigkeiten nutzen und Behälter täglich reinigen. Gerade fürs Kinderzimmer ein Gamechanger.
- Whirlpool/Planschbecken: Whirlpools sind aerosolreich – mit Kleinkindern meiden. Planschbecken täglich komplett entleeren, Wände kurz abspülen und an der Sonne trocknen lassen (keine Sprühaufsätze).
- Warmhalte-„Tricks“ vermeiden: Längere Warmwasser-„Eco“-Modi unter 50–55 °C erhöhen das Legionellenrisiko. Energiesparen okay – aber nicht zulasten der Gesundheit.
- Armaturen bewegen: Selten genutzte Zapfstellen (Gäste-WC, Kellerdusche) mindestens wöchentlich kurz laufen lassen.
- Hausinstallation checken: Totleitungen vermeiden (alte, ungenutzte Abzweige stilllegen lassen). Bei Umbauten Installateur auf Legionellenprävention ansprechen.
[[ctababy]]
Urlaub, Schule, Sport – besondere Situationen
- Ferienwohnung/Hotel: Nach Ankunft kurz lüften, dann Dusche/Heißwasser laufen lassen (niemand im Bad). Das mache ich selbst vor der ersten Kinder‑Dusche immer – 3 Minuten Aufwand, viel Ruhe im Kopf.
- Camping/Wohnmobil: Wasser nur aus gut gewarteten Anlagen beziehen; Warmwasser regelmäßig aufheizen, Leitungen spülen.
- Sporthalle/Schwimmbad: Duschen sind klassisches Risiko nach längeren Schließzeiten. Kinder nicht direkt unter die erste Wasserwolke stellen; erst kalt laufen lassen, dann warm.
- Schule/Kita: Bei Hinweisen auf lang ungenutzte Duschen (z. B. nach Ferien) kann die Einrichtung über Spülpläne/Temperaturen informieren. Aufmerksames Nachfragen ist absolut okay.
Symptome erkennen und handeln
Die Inkubationszeit liegt meist bei 2–10 Tagen. Alarmzeichen für die Legionärskrankheit:
- plötzliches hohes Fieber, Schüttelfrost
- Husten, Atemnot, teils Brustschmerzen
- Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Verwirrtheit
- Magen-Darm-Symptome (Übelkeit, Durchfall)
Sofort zum Arzt/ zur Ärztin, wenn Atembeschwerden oder hohes Fieber hinzukommen – besonders bei Risikogruppen (Frühgeborene, chronische Lungenerkrankungen, immunsupprimierte Kinder). Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig; Fachinfos bieten das Robert Koch-Institut, international ergänzen WHO, ECDC und CDC. Therapie: gezielte Antibiotika; eine frühe Diagnose verbessert die Prognose. Wichtig: Trinken oder Baden verursacht normalerweise keine Legionellose – das Einatmen von Aerosolen ist das Problem.
Mythen vs. Fakten – kurz Klartext
- „Legionellen sind nur in schmutzigem Wasser.“ Falsch. Sie leben in Biofilmen auch sauberer Installationen, wenn Temperatur/ Stagnation passen.
- „Kinder sind stark gefährdet.“ Teilweise falsch. Gesunde Kinder erkranken selten schwer. Gefährdet sind vor allem immunsupprimierte Personen und Ältere.
- „Kalt duschen ist sicher.“ Jein. Kaltwasser sollte unter 20 °C bleiben – aber in Mischarmaturen können Restwärme oder Biofilme sitzen. Nach Standzeiten erst fließen lassen.
- „Filter lösen das Problem.“ Nur bedingt. Spezielle Sterilfilter helfen bei Hochrisiko-Situationen (z. B. Immundefekte). Für Familienhaushalte sind Temperatur, Spülen und Reinigung die Basismaßnahmen.
- „Energiesparen geht vor.“ Nicht beim Warmwasser. Unter 55–60 °C steigt das Risiko – hier gilt Gesundheitschutz vor Energiesparen. Das Umweltbundesamt empfiehlt, hygienische Mindesttemperaturen einzuhalten.
Fazit und Eltern-Checkliste
Legionellen sind kein Grund für Panik, aber ein Grund für kluge Routine. Wir Eltern schützen unsere Kinder am besten mit wenigen, konsequent umgesetzten Schritten.
Eltern-Checkliste (einmal einrichten, dann läuft’s):
- Warmwasser-Solltemperatur prüfen: Speicher ≥ 60 °C; Verbrühschutz am Auslass.
- Duschköpfe monatlich entkalken; Strahlregler reinigen.
- Nach Abwesenheit: erst spülen, dann duschen (Bad lüften, niemand im Raum).
- Luftbefeuchter/Vernebler nur mit sterilem/ destilliertem Wasser betreiben; täglich reinigen.
- Selten genutzte Zapfstellen wöchentlich laufen lassen.
- Bei Umbauten Totleitungen vermeiden; Installateur auf Hygiene ansprechen.
- Warnzeichen kennen und bei Symptomen medizinisch abklären.
Für vertiefende, verlässliche Informationen empfehle ich die Seiten des Robert Koch-Instituts, des WHO, der ECDC, der CDC sowie des Umweltbundesamts und des Bundesgesundheitsministeriums. Wenn du magst, geh heute einmal durch die Checkliste – und hake drei Punkte direkt ab. Deine Familie wird es nicht merken, aber du hast viel getan.